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Selbstbewusstsein stärken

 

„Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze.“

Oscar Wilde

 Ein Teil der Persönlichkeitspsychologie beschäftigt sich u.a. mit den Fragen, welches subjektive Bild eine Person von sich selbst hat (Selbstkonzept), wie sie dieses Bild bewertet (Selbstwertgefühl) und in welcher charakteristischen Stimmungslage sie sich befindet (Wohlbefinden) (Asendorpf, 2019, S. 134).

Unser Selbstkonzept und unser Selbstwertgefühl haben also eine große Bedeutung für unser Wohlbefinden im Leben. Ein positives Selbstbild erleichtert das Leben beruflich und privat. Wie man sein Selbstwertgefühl und sein Selbstbewusstsein stärken kann, soll in diesem Artikel näher beleuchtet werden. Zunächst ist es jedoch wichtig, die verschiedenen Begriffe voneinander abzugrenzen und die Zusammenhänge zu verstehen, um daraus Handlungsempfehlungen ableiten zu können.

Begriffsklärung

Selbstkonzept

Asendorf (2019) beschreibt das Selbstkonzept als einen dispositionalen (also zeitlich mittelfristig stabile) Anteil des „Mich“ (hier wird die eigene Person zum Objekt), das sich als ein komplexes Wissenssystem auffassen lässt, in dem das Wissen über die eigene Person geordnet ist. Dieses Wissen enthält universelle Anteile, in denen viele Menschen derselben Kultur übereinstimmen, z.B. das Wissen, ein Mensch oder Staatsbürger desselben Staates zu sein. Außerdem enthält es individuell charakteristisches Wissen, z.B. über den eigenen Namen und Ort und Tag der Geburt, aber auch über Persönlichkeitseigenschaften (Asendorpf, 2019, S. 134).

Vereinfacht kann man sagen, dass das Selbstkonzept eine subjektive Sicht und Bewertung der eigenen Person darstellt, die sich aus Erfahrungen entwickelt und das Denken, Fühlen und Handeln beeinflusst.

Selbstwertgefühl

Das Selbstwertgefühl beschreibt die subjektive Bewertung der eigenen Persönlichkeit, die Zufriedenheit mit sich selbst. Das Selbstwertgefühl kann deshalb als eine spezielle Einstellung angesehen werden: als Einstellung gegenüber sich selbst (Neyer & Asendorpf, 2018, S. 215).

Ein ausreichendes Selbstwertgefühl ist ein wichtiger Bestandteil der mentalen Gesundheit. Ein geringes Selbstwertgefühl, d.h. ein Gefühl der Wertlosigkeit, ist auch ein häufiges Symptom von Depressionen (AOK Gesundheitsmagazin, 2020).

Selbstbewusstsein

Unter Selbstbewusstsein versteht man das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Eigenschaften und das eigene Urteilsvermögen. Es fehlt uns beispielsweise an Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, wenn wir uns nicht trauen, etwas Neues auszuprobieren oder für uns selbst einzustehen. Unser Selbstbewusstsein setzt sich aus den Elementen Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl zusammen. Dabei bezieht sich „Selbstvertrauen“ auf die Akzeptanz unserer Fähigkeiten. Selbstbewusste Menschen kennen ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen und können ihre Kompetenzen gut einschätzen. Unser „Selbstwertgefühl“ hingegen basiert darauf, ob wir uns selbst als wertvollen, fähigen Menschen wahrnehmen, der Respekt und Beachtung verdient. Es ist das Ergebnis unserer eigenen Vorstellungen und Erwartungen an uns selbst (AOK Gesundheitsmagazin, 2020).

Selbstsicherheit und Selbstvertrauen

Das psychologische Konzept der Selbstsicherheit wird üblicherweise verwendet, um das Vertrauen in das eigene Urteilsvermögen, die eigenen Fähigkeiten, die eigene Macht usw. zu beschreiben. Synonym kann der Begriff Selbstvertrauen verwendet werden – als das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten etc. Selbstsicherheit wird durch die Erfahrung gestärkt, bestimmte Handlungen gemeistert zu haben. Es ist ein positiver Glaube daran, dass man in der Zukunft im Allgemeinen das erreichen kann, was man tun möchte.

Selbstsicherheit ist nicht dasselbe wie Selbstwertgefühl, das eine Bewertung des eigenen Wertes ist, während Selbstvertrauen eher das Vertrauen in die eigene Fähigkeit ist, ein Ziel zu erreichen, was einer Verallgemeinerung der Selbstwirksamkeit ähnelt.

Viele Psychologen weisen darauf hin, dass zwischen Selbstvertrauen als verallgemeinertem Persönlichkeitseigenschaft und Selbstsicherheit - also quasi persönlichem Vertrauen - in Bezug auf eine bestimmte Aufgabe, Fähigkeit oder Herausforderung (d.h. Selbstwirksamkeit) unterschieden werden muss. So kann beispielsweise eine Person die Zuversicht besitzen, eine bestimmte Aufgabe (Selbstwirksamkeit) (z.B. ein gutes Essen kochen), obwohl sie möglicherweise keine allgemeine Selbstsicherheit hat; oder umgekehrt: kann selbstbewusst sein, obwohl ihr die Selbstwirksamkeit fehlt, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Diese beiden Arten von Selbstvertrauen sind jedoch miteinander verbunden, und aus diesem Grund können sie leicht miteinander in Konflikt geraten (PSYLEX, o.D.).

 Wie entsteht Selbstvertrauen?

Selbstvertrauen entwickelt sich in erster Linie in der Kindheit und wird durch viele Erfahrungen - positive wie negative - geprägt. Dabei haben die Eltern einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des Selbstbewusstseins ihres Kindes. Wenn wir als Kind erfahren, dass wir durch unser Handeln etwas bewirken können, dass unsere Gefühle wahrgenommen werden und auf sie reagiert wird, können wir ein positives Selbstbild aufbauen (Selbstwirksamkeitserfahrung). Unser Selbstwertgefühl wächst. Aber auch Prägungen durch die Außenwelt, Erwartungen an unsere Leistungen und sogar unser Aussehen beeinflussen unser Selbstvertrauen.

Um das unser Selbstbewusstsein zu stärken, ist es wichtig, positive Erfahrungen zu sammeln, um eigene, oftmals auch unbewusste, negative Glaubenssätze über uns selbst zu widerlegen  (AOK Gesundheitsmagazin, 2020). Wie das konkret geht, erfahren Sie im nächsten Abschnitt.

Handlungsempfehlungen

Mangelndes Selbstvertrauen kann verschiedene Ursachen haben. So können z.B. ängstliche Eltern, Liebe nur als Belohnung für Anpassung oder Anderssein in Aussehen, Sprache, Kleidung, Herkunft etc. Gründe sein. Aber auch ein - wenn auch einmaliges - Versagen, das in Erinnerung bleibt und verunsichert, oder mangelnde Unterstützung und Vernachlässigung in der Kindheit spielen eine Rolle (Jürgens, 2018).

Damit wird unsere Persönlichkeit davon geprägt, was uns in jungen Jahren auferlegt wurde. Diese Erfahrungen beeinflussen uns bis heute. Daher ist es wertvoll, sich der eigenen wunden Punkte bewusst zu werden, um sie einen guten Ansatzpunkt zu finden. Was uns als Kind bedroht oder verunsichert hat, können wir heute als Erwachsene in Frage stellen. Wenn wir es für uns distanziert beschreiben, können wir uns auch davon distanzieren (Wlodarek, 2014).

Wie kann man jetzt an seinem Selbstwertgefühl, seinem Selbstbewusstsein und an seiner Selbstsicherheit arbeiten?

Um dies zu erreichen, sollten Sie die folgenden Überlegungen anstellen und eine entsprechende Grundhaltung einnehmen:

  • Akzeptieren Sie sich so, wie Sie sind, mit all Ihren Stärken und Schwächen. Lieben Sie Ihre Unvollkommenheit!
  • Unser Selbstwertgefühl ist nicht konstant, sondern schwankt von Zeit zu Zeit in die eine oder andere Richtung. Selbstzweifel und Sich-Infragestellen sind aber normal für ein gesundes Wachstum.
  • Jeder Mensch hat in anderen Bereichen und auf andere Weise Selbstzweifel. Wir können den Menschen nicht unbedingt ansehen, ob sie sich so sicher fühlen, wie sie es nach außen zeigen.
  • Vergleichen Sie sich entweder gar nicht mit anderen oder sowohl nach oben als auch nach unten (nicht nur wer ist besser, sondern auch wer ist schlechter in dieser oder jener Fähigkeit). Mit wem würden Sie wirklich Ihr ganzes Leben tauschen wollen?
  • Seien Sie freundlich zu sich selbst. Muntern Sie sich auf, belohnen Sie sich und seien Sie liebevoll und respektvoll zu sich selbst. Lernen Sie sich selbst zu lieben und anzunehmen, so wie Sie sind.
  • Trennen Sie sich von den Nörglern um Sie herum und wenden Sie sich den Menschen zu, die Sie unterstützen. Fragen Sie Freunde und Bekannte, was sie an Ihnen schätzen.
  • Denken Sie über Ihre Stärken nach. Machen Sie sich eine Liste (schriftlich!) und denken Sie immer wieder an diese Eigenschaften und Fähigkeiten (Jürgens, 2018).

Um Ihr Unterbewusstsein zu beeinflussen, wiederholen Sie mit klarer Stimme positive Rückmeldungen von Freunden und Ihre Stärken (positive Affirmationen). Stehen Sie dabei aufrecht und schauen Sie nach vorne. Eine aufrechte Körperhaltung wirkt sich positiv auf das Selbstbewusstsein aus. Es ist auch sinnvoll, an der Bewältigung von Ängsten zu arbeiten, um mehr Selbstvertrauen zu gewinnen.

Viele nützliche Übungen mit Anleitungen finden Sie auch von Mortiz Bauer (Bauer, 2022) unter :

https://www.selbstbewusstsein-staerken.net/selbstwertgefuehl-staerken/ - Schritt_3_Grins_dich_gluecklich

Sie möchten an Ihrem Selbstbewusstsein arbeiten? Gerne unterstütze ich Sie dabei.

Kontaktieren Sie mich einfach unter: coaching@juergen-stolze.de

 

Literaturverzeichnis

AOK Gesundheitsmagazin. (2020). Selbstbewusstsein stärken – die besten Tipps. AOK Gesundheitsmagazin. https://www.aok.de/pk/magazin/wohlbefinden/selbstbewusstsein/selbstbewusstsein-staerken-die-besten-tipps/

Asendorpf, J. B. (2019). Persönlichkeitspsychologie für Bachelor. Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-57613-7

Bauer, M. (2022). 18 Tipps für ein starkes Selbstwertgefühl (eine Anleitung). https://www.selbstbewusstsein-staerken.net/selbstwertgefuehl-staerken/

Jürgens, U. (2018). Aber klar! Das kann ich! – Selbstbewusstsein stärken. Ernährung & Medizin33(03), 127–129. https://doi.org/10.1055/s-0044-102182

Neyer, F. J., & Asendorpf, J. B. (2018). Psychologie der Persönlichkeit. Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54942-1

PSYLEX. (o.D.). Selbstsicherheit, Selbstvertrauen (Psychologie, Psyche) – PSYLEX. https://psylex.de/psychologie-lexikon/persoenlichkeit/selbstsicherheit/

Wlodarek, E. (2014). Selbstvertrauen stärken und ausstrahlen. Kreuz-Verl.

 

 

Gender-Erklärung

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern in dieser Arbeit die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.

 

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